IM: Liebe Frau Hammerschmidt, Sie als Fastenleitung kommen nun schon bald 10 Jahre zum Fastenwandern zu uns ins Haus. Seit über 30 Jahren leiten Sie Fastenkurse für gesundheitsbewusste Menschen. Wie sind Sie selbst einmal zum Fasten gekommen?
IMH: Ich war selbst Ende der 1980er Jahre stark erkrankt. Bei einem längerem Klinikaufenthalt bin ich auf Frischkost gestoßen. Schon nach vier Monaten ging es mir zusehends besser. Noch im selben Jahr habe ich mich dazu entschlossen, selbst in die Ausbildung zu gehen und mein Wissen zur Heilung mit vielen Menschen zu teilen.
IM: Bei dem Wort Fasten kommt mir als erstes ein negativ behafteter Verzicht in den Sinn. Was bedeutet Frischkost? Welche Fastenarten gibt es?
IMH: Den Hotelgästen werden im Pfalzblick drei verschiedene Möglichkeiten zum Fasten geboten. Am bekanntesten ist das Fasten nach Dr. Buchinger. Hierbei bekommen die Teilnehmer neben Wasser und Tee täglich Säfte und eine Gemüsebrühe zur Verfügung gestellt. Auf feste Nahrung wird beim Buchingerfasten verzichtet. Wem der völlige Verzicht auf feste Nahrung schwer fällt, für den sind mildere Varianten wie Fastenwandern mit Frischkost / Rohkost oder Basenfasten eher das Richtige zum Einstieg. Beim „Frischkostfasten“ ernähren wir uns ausschließlich von unerhitzten Speisen wie Frischkornmüsli, Smoothie und leckeren Rohkostsalaten. Beim Basenfasten gibt es abends noch eine warme Mahlzeit dazu. Tagsüber gehen wir wandern im Pfälzer Wald, einen leckeren frisch zubereiteten Smoothie zum Löffeln für die Basen- und Frischkost-Faster im Rucksack mit dabei. In der westlichen Welt leben wir einerseits im Überfluss an Zucker und industrieverarbeiteten Lebensmitteln mit künstlichen Zusatzstoffen und andererseits ist Vitalstoffmangel weit verbreitet, wodurch der Körper auf Dauer krank wird. Durch das Weglassen von tierischen Eiweißen, vitalstoffarmen Nahrungsmitteln, Kaffee und Süßigkeiten kann der Körper wieder aufatmen und zu neuer Lebenskraft kommen.
IM: Können Sie was zum Intervallfasten sagen? Ich selbst mache sehr gerne Sport, trage aber stressbedingt zu viele Kilos mit mir rum. Ich habe schon sämtliche Diäten ausprobiert. Das letzte was ich machen wollte, war auf Essen zu verzichten. Ein Zimmermädchen hat aber inzwischen 30 Kilo abgenommen durch Intervallfasten und mir immer wieder berichtet, dass ich das Abendessen nach 18 Uhr streichen und 16 Std. Essenspausen machen soll. Ich habe der Sache nun doch nochmal eine Chance gegeben und mich für neue Möglichkeiten geöffnet. Nach einem Monat bin ich nicht nur erfolgreich mit dem Intervallfasten durchgestartet, sondern habe freiwillig noch 6 Tage Heilfasten gemacht und insgesamt gute 8 Kilo verloren. Ich bin erstaunt, was plötzlich alles möglich ist.
IMH: Intervallfasten wird tatsächlich immer beliebter. Es bietet einen wundervollen Einstieg ins Fasten. Man sollte sich anfangs nicht zu große Ziele auf einmal setzen. Sondern man kann mit kleinen Schritten anfangen und die Stundenzahl, in der gefastet wird, über die Zeit langsam erhöhen. Eine Möglickeit wäre z. B. das Frühstück morgens wegzulassen, mittags eine Kleinigkeit im Büro und abends wird dann gemeinsam mit der Familie gegessen. Die Zeiten können individuell gestaltet werden je nach Arbeitszeit und persönlichen Vorlieben. Hier spielt es keine Rolle, welche Mahlzeit am Tag weggelassen wird. Das ist individuell verschieden. Im Gegensatz zur landläufigen Meinung, dass das Frühstück die wichtigste Mahlzeit des Tages ist, kann dies tatsächlich auch entfallen. Der Körper hat dann einfach mehr Zeit für die Verdauung, man hat mehr Energie im Alltag. Auch im Hotel während der Fasten-Wander-Reisen machen wir Intervallfasten. Wir treffen uns zum Abendessen gegen 18/19 Uhr, das Frühstück wird morgens gegen 10 Uhr eingenommen. Dadurch haben wir eine 16-stündige Essenspause, in der unser Körper regenieren kann.
IM: Was raten Sie Teilnehmern die Angst vor Hunger haben? Geht es auch ohne Darmreinigung?
IMH: Intervallfasten mit nur zwei bis drei Mahlzeiten am Tag kann uns Zuhause schon mal auf die längeren Essenspausen einstimmen. Vor der Fastenwoche erhalten die TeilnehmerInnen von mir eine Anleitung für sog. Entlastungstage, die die Fastenzeit im Hotel ganz wesentlich erleichtern. Eine Darmreinigung ist bei Frischkost- oder Basenkost nicht erforderlich. Hier sorgen ausreichend Ballaststoffe für eine Reinigung des Darms. Da die Kost sehr leicht ist, hat der Darm praktisch auch eine Urlaubswoche.
Beim Buchingerfasten ist die Darmreinigung sehr wichtig, weil dadurch Hunger vermieden werden kann. Ohne Darmreinigung produziert der Körper immer wieder neue Giftstoffe, was zu diversen Symptomen wie Übelkeit, Erschöpfung, Kopfschmerzen etc. führen kann. Diese möchten wir natürlich in der wertvollen Urlaubszeit vermeiden. In meiner langjährigen Erfahrung als Fastenleitung kann ich sagen, dass sich für mich und meine TeilnehmerInnen das Abführen mit Darmspülung als beste Methode herausgestellt hat. Dazu gebe ich den Gästen vor Reiseantritt ausführliche, schriftliche Informationen um sich zuhause vor Reiseantritt vorzubereiten.
IM: Unsere Fasten-Wander-Tage finden immer von Sonntag bis Freitag statt. Sie gehen jeden Tag beachtliche Strecken von 10-12 km mit den Gästen rund um Dahn wandern. Woher nimmt man die Kraft beim Fasten, sich so stark zu bewegen? Fehlt da nicht viel Eiweiß?
IMH: Keineswegs! Wir essen ohnehin alle zu viel Eiweiß. Man spürt, wie man durch die Entlastung der Verdauungsorgane täglich fitter wird. Und viel passiert im Kopf. Gerade die tolle Atmosphäre im Urlaub außerhalb vom Alltagsstress und die vielen Gleichgesinnten in der Gruppe bringen viel Leichtigkeit in die Sache. Wenn dem Körper keine Zivilisationskost mit viel Zucker und anderen säurebildenden Nahrungsmitteln zugeführt wird, kann er nach mehreren Fastenstunden umschalten in die Autophagie. D.h. der Körper ernährt sich von den beim Fettabbau entstehenden Ketonkörpern und die Zellen werden sozusagen recycelt. Solange der Mensch nicht untergewichtig ist, kann er von seinen Reserven zehren. Ebenso werden überschüssige Eiweißspeicher abgebaut.
Es gibt auch Gäste, die gar nicht jeden Tag wandern oder nur halbe Strecken laufen möchten. Auch das ist möglich. Dann bleibt mehr Zeit für Saunagänge, Schwimmbad, Wasserbett und Hängeliege. Massagen können separat dazu gebucht werden. Auch der Fitnessraum im Hotel ist ganztäglich zugänglich. Wir sind immer zwischen 5- 25 Teilnehmer in der Gruppe, von denen jeder mal gerne einen ganzen Tag im Hotel genießt. Und abends gibt es immer noch Programm. Im Sommer können wir bei sehr warmen Temperaturen abends auch mal auf der Restaurantterrasse sitzen. Alles, was Spaß macht, Stress abbaut und entschleunigt, ist hier gesund und förderlich. Beim Saunagang ist es nur wichtig, viel Wasser oder Tee (ungesüßt) zu trinken. Alle TeilnehmerInnen begrüßen es sehr, dass die Wanderungen direkt ab dem Hotel beginnen.
IM: Ich habe für mich die Erfahrung gemacht, dass Essen ein großes Stressventil sein kann. Und hinterher ärgere ich mich umso mehr, wenn die Hose kneift und greife aus Frust zu Schokolade, ein ewiger böser Kreislauf. Erst wenn ich mir dessen bewusst bin und ein anderes Stressventil finde, klappt es auch mit der Ernährung. Z.B. mache ich morgens gleich nach dem Aufstehen ein paar Minuten Atem-Übungen und visualisiere einen Tag in Leichtigkeit.
IMH: Positive Gedanken, gerade in der heutigen Zeit, sind ganz entscheidend, um in meinem Vorhaben auch gute Ergebnisse zu erzielen. In der Fasten-Woche im Hotel haben die Gäste daher jeden Morgen die Inklusiv-Möglichkeit, an Yoga- oder Aqua-Fitness-Kursen teilzunehmen. Die Atem-Übungen im Yoga können viel dazu beitragen, um den Körper zu erden und Giftstoffe los zu werden. Durch die Dehnübungen wird nicht nur der Körper sondern auch der Geist beweglicher und flexibler. Man wird auf Dauer in sich ruhiger und gelassener. Im Alltag geht es dann darum, kleine Schritte langfristig zu verinnerlichen. Es müssen nicht jeden Morgen eine ganze Stunde Yoga oder gar jeden Tag die mehrstündigen Wanderungen sein. Das schafft man im Alltag mit Job, Familie, etc. ja kaum. Aber kleine Veränderungen, langfristig umgesetzt, können viel Gutes in Körper und Geist bewirken. Ich verstehe die Fastenreise für meine Teilnehmer als Anstoß zu einem gesünderen Leben. Viele Teilnehmer sind so begeistert, die kommen 2 bis 3 mal jedes Jahr ins Hotel, um sich was Gutes zu tun. Natürlich essen die Teilnehmer außerhalb der Fastenreise auch mal deftig, aber nicht mehr in dem Ausmaß wie vorher, sondern mehr in Balance. Das Gute am (Intervall-)Fasten ist, dass der Körper sehr schnell Rückmeldung gibt, wenn man zu viel oder das Falsche gegessen hat. Man bekommt einfach wieder mehr Gespür dafür, was dem Körper gut tut oder was man besser reduzieren sollte. Insgesamt bekomme ich sehr viele positive Rückmeldungen zu meinen Fasten-Wohlfühlwochen im Hotel. Wenn dann mehrere Monate nach Kursende E-Mails kommen, was sich seither Gutes im Leben der Gäste verändert hat, erfüllt es mich jedes Mal voller Dankbarkeit.
IM: Fasten soll bei diversen Krankheiten zur Heilung oder präventiv sehr wirkungsvoll sein. Detox ist in aller Munde. Gibt es auch Anzeichen, bei denen vom Fasten abgeraten wird?
IMH: Wer schon untergewichtig ist, für den ist Buchinger-Fasten nicht zu empfehlen. Ebenso sollte in der Schwangerschaft und Stillzeit und in manchen Stadien von Krebs nicht gefastet werden. Und es gibt bestimmte Krankheiten, bei denen man besser in einer Klinik unter ärztlicher Aufsicht fastet. Grundsätzlich empfehle ich immer, im Vorfeld ein Check-up bei dem Hausarzt durchzuführen. Ebenso bin ich als ärztlich geprüfte Gesundheitsberaterin auch bei Anfragen für meine Interessenten da. Bei Untergewicht, sehr starkem Übergewicht und Essstörungen empfehle ich grundsätzlich die Frischkosternährung in der Fastenwoche.
IM: Ist Buchinger-Fasten auch nur mit Wasser und Tee aber ohne Säfte und Honig möglich?
IMH: Ja, die Original-Methode von Dr. Otto Buchinger wird seit 1920 durchgeführt und beinhaltet eigentlich nur Wasser und Tee. Inzwischen wurde diese Methode aber zigfach modifiziert und durch Säfte usw. ergänzt. Diese regen die Insulinproduktion der Bauchspeicheldrüse an, was wir beim Fasten lieber vermeiden. Ich biete meinen TeilnehmerInnen immer frisch gepresste Säfte an, weil viele das so kennen und erwarten. In meinen Gesundheitsvorträgen gebe ich den Gästen aber ausführliche Infos, warum es besser wäre, die Säfte zu meiden. Jeder kann dann selbst entscheiden.
IM: Was mache ich, wenn ein Energieloch auftritt?
In der aktuellen Situation kann es sein, dass mehr Fastenreaktionen als sonst auftreten und man sich deshalb schwächer fühlt. Dann ist es förderlich, öfter zu fasten oder eine sanftere Entgiftungsmethode zu wählen bzw. zuhause weiter die basische Ernährung mit zwei bis drei Mahlzeiten täglich durchzuführen. Also, einfach dem Körper etwas mehr Zeit geben. Dann kommt auch die Energie zurück und man hat auf Dauer sogar viel mehr Energie. Übrigens ist Fasten nicht nur ein Wunderwerk für den Körper. Auch der Kopf wird klarer, negative Gedanken werden weniger und nicht nur der Körper sondern der ganze Alltag leichter und entspannter.
IM: Sie haben auch ein Buch geschrieben. Wo können interessierte Gäste dieses bekommen oder direkt mit Ihnen und Ihrer Arbeit in Kontakt treten?
IMH: Das Buch "Genuss ohne Reue - Bei Arthrose, Allergien und anderen Eiweissspeicherkrankheiten" enthält über 170 vegetarische und vegane Rezepte von der Vorspeise bis zum Dessert plus Theorie über Ursachen und erfolgreicher Therapie bei Arthrose, Arteriosklerose, Bluthochdruck, Diabetes, Gicht, Rheuma, Fibromyalgie, Allergien usw. Aber es ist natürlich auch für gesunde Feinschmecker gedacht, die einfach nur diesen Krankheiten mit Genuss vorbeugen wollen. Es ist über meine Homepage zu bestellen. Ebenso sind hier alle weiteren Infos über meine Fastenreisen zu entdecken: Hier geht's zur Homepage von Inge Hammerschmidt!
Wer entschlossen ist, dass er die Fasten-Wandertage mit mir im Pfalzblick verbringen möchte, kann auch direkt auf www.pfalzblick.de buchen.
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